Mittwoch, 24. Dezember 2014

der billige dvd-player geht ins nächste lied über. irgendein betriebsorchester stimmt einen dreivierteltakt an und die stimme helmut lottis kommt zu besuch im wohnzimmer, in dem vor wenigen momenten die edeltanne den platz eingenommen hat, den viele ihrer schwestern zuvor schon geschmückt haben. großmama kommt aus der küche durch das esszimmer vor die lautsprecher gerannt, wenig später mama. großmamas rechte hand dreht den großen schwarzen regler, die lautstärke soll der beweglichkeit und wärme der nun tanzenden körper angemessen sein. die im alter etwas ruhigen lautsprecher erwecken sich und geben dem raum, was sie können. mein neffe wird im takt von seiner mama ins zimmer geschwungen, mein bruder läuft mit der videokamera zwischen allem hindurch, um vom anderen ende des raumes das bestmögliche bild zu bekommen. meine schwester steht, sich die hände am weißen geschirrtuch trocknend vor der alten standuhr, sieht zu und strahlt, während mama und großmama zu wild walzer tanzen, als dass sie ihre schritte aufeinander abstimmen könnten.

vor der breiten fensterfront fällt dichter, weicher regen, der seit bald zwei wochen anhaltende westwind wiegt die hohe zeder und treibt die wolken vor einem unsichtbaren himmel. mittlerweile steht großpapa im durchgang zwischen den beiden großen zimmern. hinter seiner großen brille kommen ihm tränen, er kann sie nicht verstecken. großpapa weint. vielleicht vor freude, vielleicht, weil das leben bald zuende geht. vielleicht ist sich beides doch sehr ähnlich.




während ich das aufschreibe, wickelt mein bruder im nachbarzimmer seinen beinahe dreimonate alten sohn. vermutlich, als er ihn frisch verpackt auf den arm nimmt, beginnt der knirps zu quasseln, wild und mutig, mein bruder antwortet ihm auf jeden laut.


dann, ich will das schreibprogramm gerade schließen, ruft mein bruder, ob ich die kamera hier unten hätte. ich bejahe, er antwortet, ich solle sie auspacken, sofort. dann kommt er herüber, seinen sohn auf dem arm, die kindsmutter direkt hinter sich. der kleine prinz trägt ein weißes rüschenhemd mit schwarzer fliege. auf den fotos, die ich mache, sind die weißen socken mit grünem nilpferd nicht zu sehen.