es dunkelt. nacht fällt
über uns und die welt. lange vorher können wir das rauschen hören,
wie sie gen erde stürzt. ungefragt, autoritär, willkürlich. immer
lauter töst es, bis sie irgendwann mit einem schweren schlag auf uns
hereinbricht, mit dunkelster leidenschaft und einer präzision, wie
sie sonst nichts zu eigen ist. und wir liegen nur da. warten.
verharren. und geben uns hin.
nein, nicht die gewalt
der nacht ist es. es ist der tag.
die nacht wird
verdrängt von der hitze und dem blenden des sich über alles
legenden tages, liegt schon zurück. eben noch waren wir geschützt
von schatten und kühlung, jetzt vergessen wir das schon und
erblinden in angesicht der hässlichkeit und unwiderruflichkeit. der
tag ist laut, nicht selbst aus sich heraus, vielmehr ist es all das,
was er aus der kruste dieses zivilisierten planeten hervorschneidet,
was quillt wie unaufhaltsamer, abgestandener saft des seins.
mit unbegreiflicher
geschwindigkeit erstickt eine neue welle der dunkelheit alles
lichtabhängige leben und schenkt geborgenheit in seiner
ungewissheit.
eher als zu erwarten
zerstrahlt vom nächsten tag und dessen sicherheit.
nacht. tag. nacht. tag.
nacht. tag. nacht.
wir verlieren uns in
kosmischen intervallen, schließen kein auge vor staunen, geben uns
ganz, mit geist und körper, dem hin, was da kommen mag. überrascht
von jeder wiederholung einer abwechslung, die unser entstehen
überhaupt möglich gemacht hat.
das wird uns klar, wir
sind, weil tag und nacht seit anbeginn ihre kräfte messen. wir sind.
doch es ist beinahe
egal. ja, wenn wir uns konzentrieren, ist es uns ganz gleichgültig,
dass wir sind.
es kostet uns viele
tage und nächte, uns zu erheben, zu lang haben wir wache gehalten,
gewacht, wach gelegen. eines tages.. vielleicht einer nacht.. doch am
ehesten zur zeit einer tauben dämmerung haben wir uns aufgerichtet,
menschen, wie es unzählige und darüber hinaus noch weit mehr gibt.
tag und nacht, nacht
und tag hetzen an uns vorbei. doch wir nehmen alle urkraft zusammen,
aus der tiefe unserer glieder und herzen, fassen einen ewigen
entschluss und heben zum ersten schritt vor sonne und mond an. viel
zeit vergeht, möglicherweise wochen und monate. wir sehen den mond
abnehmen und dann zunehmen und wieder vom beginn und wir sehen die
sonne ihre bahnen ändern, aber zählen können wir die nächte und
tage nicht. bis wir den fuß absetzen, bis wir unsere riesigen körper
nachschleppen. bis wir wirklich zum zweiten schritt übergehen. ein
schritt nach dem anderen. unendlich langsam und unendlich
entschlossen. keine pause nehmen wir uns, keinen schlaf und mit jedem
schritt wird unser einziger glaube, nämlich der an uns selbst,
gestärkt. seit wir erkennen, woher wir unsere kräfte beziehen
können, sind wir den planeten und ihrer jagd in perioden überlegen.
zu unseren seiten
rauscht und töst es, regen ertränkt, dürre vertrocknet,
jahreszeiten verheeren die länder. die, die um uns herum sind,
schlafen, wachen, schlafen, wachen, irren und fehlen. wir gehen
schritt für schritt.
wir entwickeln eine
ungekannte wahrnehmung, die müdigkeit der welt ist die schärfe
unserer sinne.
zeiten vergehen und
langsam passieren wir die alleen, die schluchten des
postindustriellen größenwahns, häuser der berühmten, der
bürgerlichen, der bildungslosen, der künstler, der armen, der
kranken, der toten, die realitäten der großen städte.
auf den asphaltierten
straßen verlassen wir die zivilisationen. unser steter weg führt
uns über land, über felder, über brachen, durch wald und höhlen.
wir überqueren höchste
berge, überschreiten gletscher, die schneller wandern als wir,
können beinahe nicht mehr atmen von der dünnen luft, steigen hinab
in tiefste täler, folgen den kleinsten wasserläufen und größten
strömen bis an die ozeane.
wir durchwandern
wasserwelten auf untersten gründen, gehen wieder an land, schlagen
uns durch dichteste urwälder, deren ranken uns immer wieder
umwachsen.
wir streifen durch
savannen und versinken bis zu den knöcheln in den heißesten sanden
der trockensten wüsten.
wir durchmessen die
pole, schneien ein, tauen wieder auf, spüren das magnetfeld dieser
welt und all ihre innerste wärme und kraft.
tag und nacht verfolgen
sich mit unhaltbarer kontinuität, nehmen uns kaum wahr, die wir uns
durch unsere kurzlebigkeit gegen alles andere auszeichnen.
wir erwehren uns gegen
müdigkeit und verfall, halten unsere sinne mit der neugier unserer
herzen wach und bewegen unsere körper mit der neugier unseres
fleisches.
..
keinen moment schließen
wir unsere augen.
..
mit langsamem schritt
erkennen wir die tiefe, tiefe schönheit dieser welt. erst so
erkennen wir. natur und menschliches schaffen sind von unmessbarer
schönheit, gerade in all ihrer absurdität und ekelerregenden
ziellosigkeit. unmessbar und zweifellos schön.
nach umrundung der welt
halten wir inne. vielleicht schlafen.